„Lernen aus einer unheilvollen Geschichte – Aufstehen gegen Antisemitismus und Rassismus“; unter diesem Motto steht die Arbeitsgemeinschaft „Holocaust Education“ der Realschule Menden.
Die Schülerinnen und Schüler sollen durch diese Arbeitsgemeinschaft erfahren, wie wichtig es ist, den zunehmenden rassistischen Tendenzen in der Gesellschaft zu begegnen und mit dem Wissen, welche Gräueltaten in der Vergangenheit möglich waren, ein Zeichen gegen Hass und Menschenfeindlichkeit setzen.
Neunzehn Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen der Städtischen Realschule Menden nehmen an der freiwilligen Arbeitsgemeinschaft „Holocaust Education“ teil und haben sich intensiv auf diese Gedenkstättenfahrt vorbereitet.
In der Arbeitsgemeinschaft „Holocaust/Education“, die im Sommer 2018 gegründet worden ist, wurden das jüdische Leben in Menden erforscht (in Zusammenarbeit mit dem Städt. Museum Menden), der jüdische Friedhof in Menden besucht, sich mit der Vertreibung, Deportation und Vernichtung der Mendener Juden im Dritten Reich auseinandergesetzt, Dokumentationsfilme angeschaut und analysiert, sowie Zeitzeugengespräche vorbereitet. Weiterhin nahmen die Schülerinnen und Schüler an den Gedenkfeiern der Stadt Menden teil.
Krakau gehört neben Breslau, Warschau und Posen zu den Kulturstädten Polens und weist eine mehr als 1000 Jahre alte Geschichte auf. Die alte Königsstadt Krakau und die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz/Birkenau waren die Ziele dieser Studienfahrt.
Hier besichtigten die Schülerinnen und Schüler in Begleitung der Fachlehrerin Barbara Schyma und des Fachlehrers Hasan Inal die historische Stadt Krakau mit dem mittelalterlichen Marktplatz, der Marienkirche sowie die Burg Wawel als ehemaligem Königssitz, weiterhin das jüdische Viertel Kazimierz, mit dem Besuch von mehreren Synagogen und dem jüdischen Friedhof. Zudem erlebten die Jugendlichen auf dieser Studienfahrt ein Zeitzeugengespräch, nahmen im ehemaligen Stammlager I in Auschwitz an Workshops teil und wandelten, unter fachkundiger Führung der Stadtführerin Margareta Kieres, auf den Spuren von Oskar Schindler durch das ehemalige Krakauer Ghetto, Schindlers Fabrik und das ehemalige Arbeitslager Plaszow.

Der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz I (Stammlager) in Oswiecim, mit dem Vernichtungslager Auschwitz II (Birkenau) kann als der emotionale Höhepunkt der Reise betrachtet werden. Nachdem die Schülerinnen und Schüler das Tor zum Lager mit dem Schriftzug „Arbeit macht frei“ passiert hatten, tauchten sie in eine andere Welt ein. Sie erhielten eine Führung durch die ehemaligen Häftlingsbaracken, in denen in den Dokumentationsräumen Vitrinen mit originalen „Reisedokumenten“ der Deportierten gezeigt wurden oder Reisekoffern, Brillen, Kinderspielzeugen, etc., die den Opfern geraubt wurden, bis hin zu einer überwältigenden Menge von Haaren, die den Häftlingen bei der Ankunft im Lager abrasiert wurden. Die Schüler waren von dem Gesehenen vor Ort emotional überwältigt, aufgewühlt und verspürten ein großes Entsetzen gegenüber den Verbrechern des Nationalsozialismus, denn plötzlich bekamen viele Opfer Gesichter mit persönlichen Geschichten. Viele Schüler stellten sich die Frage: „Wie können Menschen in der Lage sein, so etwas grauenhaftes anderen Menschen anzutun?“.

Anschließend besuchte die Gruppe das eigentliche Vernichtungslager Auschwitz II/ Birkenau, in dem von 1941 - 1945 zeitweise 100 000 Menschen unter unwürdigsten Umständen inhaftiert waren und wo in den Gaskammern circa 1,1 Millionen Menschen ermordet wurden.
Um den Opfern des Holocaust zu Gedenken wurde am Ende der Gleise in Birkenau eine Minute der Stille eingelegt und Kerzen angezündet. Alle Schüler bekamen anschließend die Gelegenheit einen Stein, den sie selbst aus Menden mitgebracht hatten, für die ermordeten Mendener Bürger jüdischen Glaubens abzulegen. Abschließend wurde in einer Reflexionsrunde das Gesehene aufgearbeitet, die unterschiedlichen Eindrücke mitgeteilt.
Trotz dieser Vielfalt an Informationen und der intensiven Vorbereitung auf die Gedenkstättenfahrt waren viele Schülerinnen und Schüler fassungslos und entsetzt. Das Schülerfeedback war eindeutig: „Das Geschehene können wir leider nicht ändern, aber wir wissen was passiert ist und wir wollen so etwas NIE erleben müssen!“
So möchten die Schülerinnen und Schüler auch weiterhin an Gedenkfeiern der Stadt Menden zum Holocaustgedenktag und zur Reichspogromnacht teilnehmen und somit ein Zeichen gegen Hass und Menschenfeindlichkeit setzen.

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